23. – 25. Juni 2025, Bern (Schweiz)
Spannende Challenges, frische Lösungsansätze und ein kreatives Miteinander über Ländergrenzen hinweg – der Hack4Rail 2025 in Bern war ein voller Erfolg. Gemeinsam arbeiteten rund 170 kreative Köpfe der SBB, DB und ÖBB sowie weiterer Mitgliedsbahnen der OpenRail Association an innovativen Lösungsansätzen für Challenges aus dem Bahnalltag – von der automatisierten Disposition über die Nutzung von PaxCounter-Daten an kleinen Bahnhöfen bis hin zu intelligenter Batterieverwaltung in Eisenbahnflotten. Wir stellen die Gewinner-Challenges vor und zeigen euch die schönsten Impressionen vom Event.
Was 2018 als Dreiländerhack zwischen SBB, DB und ÖBB begann, ist heute zu etwas viel Grösserem gewachsen: Vom 23. bis 25. Juni 2025 fand die 6. Auflage des internationalen Hackathons in Bern Wankdorf (Schweiz) statt – neu unter dem Namen Hack4Rail und in Partnerschaft mit der OpenRail Association und damit auch Teilnehmenden der SNCF, Infrabel und Flatland Association, sowie erstmals mit Englisch als Veranstaltungssprache. Damit hat der Hack4Rail in diesem Jahr seine Türen für eine noch breitere Bahn-Community geöffnet. Dies spiegelt sowohl den internationalen Geist als auch das gemeinsame Ziel wider, Herausforderungen im Schienenverkehr grenzüberschreitend durch Zusammenarbeit, Offenheit und Open-Source-Lösungen anzugehen – ganz nach dem Motto «Connected Railways for Intelligent Solutions».
Die einzelnen Bahnunternehmen müssen das Rad nicht immer neu erfinden. Wir stehen vor den gleichen Herausforderungen und haben limitierte Ressourcen – also macht es Sinn, dass wir voneinander lernen, Erkenntnisse teilen und gemeinsame Herausforderungen bahnübergreifend angehen. Gemeinsam können wir durch die Nutzung von Open Data- und Open Source-Ansätzen mehr erreichen und innovative Ansätze entwickeln, welche die ganze Branche voranbringen.
Für folgende Challenges wurden am Hack4Rail 2025 innovative Lösungen gesucht:
VisualTravelScope – Reisen personalisierter und zugänglicher gestalten (DB)
Entwicklung eines offenen Kartenstils für Bahninfrastrukturen (SNCF)
Echtzeitdaten für Abweichungen Zugplanungs-/Dispositionssysteme erzeugen (ÖBB)
Gleis Unterhalt: Optimale Einsatzplanung erstellen (SBB)
Sicherheit und Verfügbarkeit erhöhen: Innovative Systeme für Bahnbaustellen und Brückenabschnitte (ÖBB)
Entwicklung einer erklärbaren Human-AI-Kollaborationsschnittstelle für das Eisenbahnverkehrsmanagement (Flatland)
Internationale Koordination in der Bauablaufplanung (ÖBB)
Kleinbahnhof-Einblick mit Paxcounter-Daten (DB)
Überwachung und Verwaltung von Schienenfahrzeugbatterien (SBB)
Smartes CO₂-Dashboard für nachhaltige Geschäfts- und Pendelreisen (SBB)
Smart Network Switch Management – Optimierung der Zugkonnektivität mit Open Source-Lösungen (Challenge der DB)
Mehr dazu erfährst du in diesem PDF.
Über drei Tage hinweg prototypisierten, testeten, hinterfragten und verfeinerten die Teams ihre Ideen – teilweise bis spätabends. Das Ergebnis: 21 Lösungen für Herausforderungen im Schienenverkehr. Die Jury, bestehend aus Vertretern der DB, ÖBB, SBB und OpenRail Association, hat die Ansätze folgender Teams mit Blick auf Reifegrad, Innovation, Nutzen und Pitch-Qualität am besten bewertet:
1st Place: Brave New Station
Wie können Bahnhofsverantwortliche Nutzungsmuster durch Fahrgastzählungen effizienter analysieren und nutzen?
Die Deutsche Bahn revolutioniert die Überwachung von Kleinbahnhöfen mit dem Info-Display, das das Fahrgastzählgerät «Paxcounter» integriert. Diese Technologie erfasst Fahrgastzahlen in Echtzeit und bietet wertvolle Einblicke in Nutzungsmuster.
Durch die Entwicklung innovativer Modelle, die diese Daten analysieren, kann man Bahnhöfe mit ähnlichen Nutzungsmustern clustern und so gezielte Massnahmen ergreifen.
Ein herausragendes Feature des vom Team «Brave New Station» entwickelten Tools ist die Near-Echtzeit-Anomalie-Erkennung, die potenzielle Sicherheitsrisiken wie unbefugte Ansammlungen auf dem Perron sofort identifiziert und das Sicherheitspersonal informiert.
Die risikobasierte Personaleinsatzplanung ermöglicht einen flexiblen Ressourceneinsatz und erhöht die betriebliche Effizienz, während Vandalismus minimiert wird. So wird ein sicheres Bahnhofsumfeld geschaffen, das die Servicequalität und das Reiseerlebnis verbessert.
2nd Place: LoCo2 LoCo
Wie können Unternehmen ihre CO₂-Emissionen aus Geschäfts- und Pendelreisen effizient erfassen und reduzieren?
Die bestehende B2B-Plattform der SBB mit rund 12’000 Firmenkunden hat grosses Potenzial, nachhaltige Mobilität zu fördern, doch viele Reisedaten bleiben ungenutzt.
Das Team «LoCo2 LoCo» präsentiert ein smartes CO₂-Dashboard, das Echtzeitdaten über Emissionen erfasst und anschaulich visualisiert. Dieses benutzerfreundliche Self-Service-Tool hilft Unternehmen, Fortschritte bei der Reduzierung von CO₂-Emissionen messbar zu machen. Durch die Vernetzung isolierter Systeme wie CRM-, SAP- und Vertriebslösungen wird eine zukunftsfähige, datenbasierte Mobilitätsstrategie geschaffen.
Das Dashboard bietet zentrale Informationen, darunter CO₂-Einsparpotenzial, gefahrene Kilometer und kumulierte Emissionen. Es zeigt auch, wie eine Erhöhung des Modalsplits den CO₂-Ausstoss senken kann. Zudem werden greifbare Metriken wie die Anzahl benötigter Bäume zur Kompensation präsentiert.
Um Entscheidungsträger zu unterstützen, generiert die Lösung ein umfassendes ESG (Environmental, Social, and Governance) Reporting, das bis 2026 gesetzlich vorgeschrieben ist.
3rd Place: Trip HackerZ
Wie kann Zugreisen noch individueller, zugänglicher und attraktiver werden? Ziel der Challenge war es, dass Nutzer:innen von einem frei wählbaren Startbahnhof aus alle erreichbaren Reiseziele innerhalb eines definierten Zeitrahmens oder Budgets entdecken können – und das ganz nach ihren individuellen Bedürfnissen.
Die App vom Team «Trip HackerZ» ermöglicht es Reisenden, ihre Wünsche in natürlicher Sprache zu formulieren: «Ich möchte mit meinem Hund an einen Ort fahren, wo mein Kind etwas lernen kann, ohne dabei pleite zu gehen, und die Zugfahrt soll angenehm sein». Basierend auf diesen Vorgaben bietet das Tool zahlreiche Optionen für die Anreise mit Zug, Tram oder Bus, die perfekt auf die persönlichen Vorlieben abgestimmt sind.
Kernfeatures des Tools sind der kombinierte Input von strukturierten (Startpunkt, Reisezeit, Umstiege, Budget) und unstrukturierten (frei beschriebene Wünsche) Daten sowie die Möglichkeit, klassische Filter wie Barrierefreiheit und kinderfreundliche Angebote schnell und effizient anzuwenden. Mit Hilfe von LLM (Large Language Model) Technologien wird der Sinn hinter natürlichen Sprachwünschen entschlüsselt.
Audience Favorite: Parametric Travelers
Auch das Team «Parametric Travelers» hatte sich der Challenge angenommen, ein Tool zu entwickeln, um Zugreisen noch persönlicher zu gestalten.
Bei der von diesem Team entwickelten App erfolgt die Auswahl der Reise nach Kriterien wie Reisezeit, Ticketkosten und der Anzahl der Umstiege – auch Direktverbindungen sind auf Wunsch filterbar. Kunden geben einfach ihr Zeitbudget und die übergeordnete Tätigkeitskategorie (Wandern, Kultur, Einkaufen, …) an. Basierend auf diesen Angaben ruft die Anwendung relevante Quelldaten ab und schlägt den Reisenden mindestens fünf attraktive Optionen vor. Die vorgeschlagene Aktivität kann innerhalb des definierten Eingabezeitbudgets, inklusive Rückfahrzeit und in einem optimalen Verhältnis von Reisen und Aktivität (40/60) umgesetzt werden.
Dieses innovative Tool wird das Potenzial bislang wenig beachteter Verbindungen aufzeigen und das Bahnreisen aktiv fördern. Das Ziel ist es, bestehende Ansätze, wie die bereits bekannten Ideen zur Darstellung erreichbarer Ziele, zu einer umfassenderen, datenbasierten und nutzerzentrierten Lösung weiterzuentwickeln.
Teilnehmende können die Aufzeichnung der 21 Lösungs-Pitches mit dem bestehenden Login im OpenRail User Portal ansehen.
Hackathons sind eine Chance, echte Herausforderungen aus dem Bahnalltag zu lösen. So beruhen beispielsweise die SBB Inclusive App – eine App für Menschen mit Beeinträchtigungen – und TESA (Train Energy Stabilizing Advice) – ein Projekt, welches den Energieverbrauch in Zügen optimiert und dadurch Kosten spart – auf Ideen und Lösungsansätzen vom Dreiländerhack. Auch beim Hack4Rail 2025 ist das Ziel, dass die Challenge-Geber:innen, wo sinnvoll, die erarbeiteten Lösungsansätze weiter vorantreiben – sodass die erfolgreichsten Lösungen bald Teil der OpenRail Association werden und wir bahnübergreifend daran weiterarbeiten können. Genauso wertvoll ist es aber auch, an einem Hackathon zu lernen, was nicht klappt. Das gehört dazu – es geht nicht darum, möglichst viele Ideen bis zum Ende des Funnels zu bringen, sondern die Richtigen.
«Die Technologien und die Welt entwickeln sich rasant, und wir sind gefordert, Innovation und Exploration voranzutreiben – Events wie der Hack4Rail spielen dabei eine wichtige Rolle. Innovation ist aber erst dann ein Erfolg, wenn sie bei unseren Kundinnen und Kunden ankommt. Daher ist es entscheidend, nach dem Hack4Rail Brücken zu schlagen, damit vielversprechende Lösungsansätze in die Regelorganisation und letztlich in die Produktion überführt werden können. Hier sind die Challenge-Geber:innen gefordert, die Ideen zu testen: Scheitern sie, sollten wir schnell daraus lernen und sie gemäss dem Motto ‹Fail fast, fail early› loslassen. Funktionieren sie hingegen, gilt es, den Fokus darauf zu legen und sie in die Umsetzung zu bringen.»
Jochen Decker, CIO SBB
Teilnehmende können mehr Fotos vom Hack4Rail mit dem bestehenden Login im OpenRail User Portal ansehen und herunterladen.
Hack4Rail - Gastgeberin 2025
SBB AG
Hilfikerstrasse 1
3000 Bern 65
Bei Fragen kannst du dich an Bianca Frey (bianca.frey@sbb.ch) oder Christian Trachsel (christian.trachsel@sbb.ch) vom SBB Hackathon Feature Team wenden.